Überhöhte Kirchensteuer

Aus Bibel - Heilige Schrift
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Verlangt Gott zu viel Kirchensteuer?

Gott trägt Mose auf von den Israeliten ein Sühnegeld zu erheben. Dabei sollte jeder, der 20 Jahre oder älter ist, einen Betrag von einem halben Taler bezahlen. Dieses Geld sollte zum Dienst an der Stiftshütte verwendet werden (1). Die Größe der Stiftshütte und die dort zu leistenden Dienste wurden beim Bau eines Heiligtums genannt. Die Frage ist, ob die Steuer nicht viel zu hoch veranschlägt war, um das Heiligtum zu betreiben.

Eigene Schätzung

Da es keine genaue Abrechnung oder Kostenaufstellung gibt, ist man letztlich aufs Schätzen angewiesen. Jedoch gibt es bei Beginn des Exodus etwa 600.000 Israeliten (2) und die Vekündung der Steuer liegt nicht weit danach. Auch ist nicht von größeren Vermehrungen oder Todesfällen berichtet. Wenn man nach Gottes Versprechen die Lebenszeit des Menschen mit 120 Jahren bemißt (3) kommt man auf etwa 500.000 über Zwanzigjährige und damit Zahlungspflichtige. Die Zahl mag durch gewaltsame Tode etwas geringer liegen, so daß wir zur Sicherheit einmal 400.000 Zahlungspflichtige annehmen. Von diesem muss jeder einen halben Taler bezahlen oder wird mit einer Plage bestraft. Ein halber Taler sind 10 Gramm und es ist damit sehr wahrscheinlich Gold gemeint. Insgesamt kommen so 4000 kg Gold zusammen. Diese sind bei der Zählung zu entrichten, die vermutlich ein regelmäßiger jährlicher Prozeß ist, so beiläufig wie Gott die Zählung erwähnt (4). Wenn wir kulanzweise annehmen, dass die Zählung nur alle 10 Jahre stattfindet, wäre der jährliche Betrag noch immer 400kg Gold. In heutiger Zeit wären das bei 20.000 EUR pro Kilo Gold etwa 8.000.000 EUR zum Betrieb der Stiftshütte.

Die explizit genannten Dienstleistungen sind dagegen im Wesentlichen die beim Bau des Heiligtums beschriebenen Leistungen:

  • Lampen leuchten in der Nacht
  • Verbrennen von Räucherwerk morgens und abends
  • Tägliches Opfer von zwei einjährigen Schafen

Insgesamt erscheint das doch recht teuer zu sein, zumal die Berechnungen bereits auf sehr günstigen Annahmen basieren.

Angabe aus der Bibel

An späterer Stelle erscheinen jedoch konkretere Angaben, die möglicherweise die Steuer betreffen (5). Dort wird der Betrag genannt, den die "Zählung der Gemeinde" erbracht hätte. Allerdings steht diese Zahl in Zusammenhang mit den freiwilligen Spenden, die zum Bau geleistet wurden und daher ist nicht klar, ob es sich Spenden oder um "Zählungssteuern" handelt oder ob beide Einnahmen vermischt werden, denn immerhin wurde für den Bau bereits Silber gespendet (6) und offensichtlich gab es genug freiwillige Spenden für den Bau (7), zudem wird die Durchführung einer Zählung nciht explizit erwähnt. Wenn man davon ausgeht, dass tatsächlich der Gesamte Betrag von den Steuern stammt, ergibt sich folgendes Bild:

  • Es gibt 603550 zahlungspflichtige Männer (siehe auch: Zählung beim Exodus)
  • Jeder zahlt ein halbes Lot Silber (nicht wie in der eigenen Schätzung angenommen Gold)
  • Insgesamt kommen so 100 Zentner und 1775 Lot Silber zusammen.

Zuerst einmal bedeutet das, dass 301775 Lot Silber gesammelt wurden bzw. dass 300000 Lot den 100 Zentnern entsprechen und damit entsprechen 3000 Lot einem Zentner. Nach der ursprünglichen Rede von Gott an Mose entspricht die Abgabe einen halben Taler (also 10 Gramm pro Kopf. Womit 1 Taler = 1 Lot = 20 Gramm wäre. Damit kommen insgesamt 6035,5 kg (heutiges Maß) Silber zusammen. Diese sind aber anders als angenommen nicht für den Unterhalt, sondern für den Bau verwendet worden (8). Bei einem ungefähren Silberpreis von 850 Euro/Kilogramm entspricht die Menge Silber etwa 5.000.000 Euro.

Die fast gleich hohe Summe kommt dadurch zustande, dass die genaueren Angaben zu einer höheren Kilogrammzahl führen als die wohlwollende Schätzung, aber das es sich augenscheinlich um Silber und nicht um Gold handelt. Nicht völlig klar ist wie gesagt, ob es sich tatsächlich bei der Bibelangabe (ausschließlich) um die "Zählungssteuer" handelt. Und das in diesem Abschnitt genannte Edelmetall dient nicht dem Unterhalt, sondern dem Bau des Heiligtums.





Quellen:
Sofern nicht anders angegeben alle Quellen: "Lutherbibel Standardausgabe", Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart, ISBN 3 438 015 609
(1) 2.Mose 30.11 bis 30.16
(2) 2.Mose 12.37
(3) 2.Mose 6.3
(4) 2.Mose 30.12
(5) 2.Mose 38.25 bis 38.26
(6) 2.Mose 35.24
(7) 2.Mose 36.5 bis 36.7
(8) 2.Mose 38.27 bis 38.28