Das Paradoxon des lügenden Kreters

Aus Bibel - Heilige Schrift
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Es hat einer von ihnen gesagt, ihr eigener Prophet: Die Kreter sind immer Lügner ... (1)

Diese Zeile findet sich im Brief des Paulus an Titus. Aus dem Zusammenhang, der die Aufgaben von Titus in Kreta beschreibt und durch die zahlreichen Verirrten, die dort angeblich leben (2) ist es wahrscheinlich dass der mit "einer von ihnen" genannte wohl ein Jude aus Kreta und damit ein Kreter ist.

Diese Aussage wurde als "Paradoxon des Epimenides" bekannt und von Bertrand Russell aufgegriffen. Um das → Paradoxon in der Aussage besser zu verstehen, kann man es auch in die folgende Frage umformulieren: "Wenn ein Kreter sagt, dass alle Kreter lügen, lügt er dann?". Wenn man nämlich einen Lügner als jemanden auffasst, der nicht nur manchmal, sondern immer die Unwahrheit sagt, dann gibt dieser Sachverhalt einen inneren logischen Widerspruch. Denn der Kreter behauptet ja, dass alle Kreter lügen. Da er selbst ein Kreter ist, ist er also ebenfalls ein Lügner und damit ist seine Aussage, dass alle Kreter lügen unwahr.

Insgesamt ergibt sich so kein strenges Paradoxon. Denn wenn auch klar ist, dass die Aussage "Die Kreter sind immer Lügner" falsch ist und der Kreter, der die Aussage gemacht hat ein Lügner ist, wäre denkbar, dass es Kreter gibt, die keine Lügner sind. Ein Beispiel eines echten Paradoxons wäre dagegen die von Russel formulierte Verschärfung: "Ein Mann sagt: Ich lüge gerade" (3)



Quellen:
Sofern nicht anders angegeben alle Quellen: "Lutherbibel Standardausgabe", Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart, ISBN 3 438 015 609
(1) Titus 1.12
(2) Titus 1.5 bis 1.12
(3) Wikipedia (Paradoxon des Epimenides)