Fünftes Gebot
| Hinweis: Die Nummerierung der Zehn Gebote unterscheidet sich in den verschiedenen Religionen. Nähere Informationen dazu gibt es im Artikel "Einteilung der Zehn Gebote". |
Das Fünfte Gebot lautet: "Du sollst nicht töten." (1) Dieses Gebot scheint aufgrund seiner klaren Formulierung sehr eindeutig zu sein, wirft jedoch auf den zweiten Blick sehr viele Fragen auf.
Die erste Frage ist, was überhaupt das Tötungsverbot umfasst. Von der wörtlichen Formulierung her würde es heißen, dass nichts, weder Mensch noch Tier oder Pflanze getötet werden darf. Dies würde bedeuten, dass die Menschen sich lediglich von Früchten oder abgestorbenen Tieren und Pflanzen ernähren dürften. Für diesen Brauch gibt es in der Bibel jedoch keinen Hinweis, stattdessen gibt es wie beim Passafest tierische Opfer und es gibt Schäfer und Schlachtungen zur Ernährung. Insofern muss entgehen dem Wortlaut durch die Praxis davon ausgegangen werden, dass das Gebot meint "Du sollst keine Menschen töten."
Doch auch dieses Verständnis scheint fragwürdig, insbesondere wo Gott selbst gerade zuvor noch die zahlreiche Ägypter durch die Zehn Plagen und bei der Teilung des Schilfmeers getötet hat. Hier war allerdings Gott selbst der Handelnde. Doch auch das Töten von Menschen durch Menschen etwa in Schlachten, fand noch beim Exodus Gottes Unterstützung (2). Waren da die Getöten noch Angehörige fremder Völker, so drohte er auch den Israeliten den Tod an, und zwar durch Steinigen oder Erschießen (also vermutlich durch Menschenhand), wenn sie den Berg Sinai betreten oder anrühren würden (3). In der Praxis scheint also auch das Töten anderer Menschen statthaft zu sein. Das Gebot scheint damit in etwa zu lauten: "Du sollst nicht grundlos töten" oder aber "Du sollst nicht Unschuldige deines eigenen Volkes töten".
Genauere Hinweise zum Verständnis dieses Gebots liefern weitere Gemeinschaftgesetze, die Gott extra für Tötungsdelikte erlassen hat.
Quellen:
Sofern nicht anders angegeben alle Quellen: "Lutherbibel Standardausgabe", Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart, ISBN 3 438 015 609
(1) 2.Mose 20.13
(2) 2.Mose 17.8 bis 17.16
(3) 2.Mose 19.12 bis 19.13
