Mann und Frau

Aus Bibel - Heilige Schrift
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Geschlechterrolle

Die Rolle von Mann und Frau wird in der Bibel angesprochen und hat damit einen großen Einfluß auf die gesellschaftliche Stellung der beiden Geschlechter in der Gesellschaft. Zu beobachten ist, dass Frauen in der Bibel deutlich weniger vorkommen und wesentlich seltener gottgefällige Taten vorweisen können als Männer. Außerdem ist augenscheinlich, dass die einzelnen Bücher, aus denen die Bibel besteht, ausschließlich von Männern geschrieben wurden. Je nach Willen des Betrachters ist das Geschlechterbild, das die Bibel vermittelt, damit eine Folge bereits vorher vorhandener patriarchischer Verhältnisse oder ein Faktum, das letztlich von Gott vorgegeben wurde und sich konsequenterweise genauso in der Bibel wiederspiegelt. Generell läßt sich dabei sagen, dass die Rolle der Frau als eine dem Mann untergeordnete dargestellt ist, wobei beide als Menschen jedoch über den anderen Lebewesen stehen. Es gibt Männerkleider und Frauenkleider und niemand soll die Kleidung des jeweils anderen Geschlechts tragen. Die Verbindung von Männern und Frauen soll im Rahmen einer Ehe erfolgen, damit sie nicht strafbar ist.

Schöpfungsgeschichte und Sündenfall

Dieses Verhältnis wird grundsätzlich bereits in der Schöpfungsgeschichte angelegt, in der der Mann Adam als der erste Mensch erschaffen wird aus dessen Rippe dann die Frau Eva gemacht wird. Auch ist es Adam, der seiner Frau ihren Namen gibt, während er selbst seinen Namen nicht von ihr erhält.

Beim Sündenfall (1) ist es Eva, die den Verlockungen der Schlange zuerst erliegt und vom Baum der Erkenntnis ißt. Anschließend bietet sie ihrem Mann von der Frucht an. Dieses Verhalten gilt heute noch oft als Zeichen der Schwäche, Verführbarkeit und gar Verderbtheit der Frau. Dabei wird zum einen Vergessen, dass zum einen nicht gesagt ist, ob Adam den Einflüsterungen der Schlange standgehalten hätte und zum anderen ist er sofort und freiwillig bereit, ebenso von der verbotenen Frucht zu essen. Auch wenn Eva sich als erste über das Gebot hinwegsetzt, steht Adam ihr also in nichts nach, weshalb er ebenfalls mit den gleichen negativen Attributen der Schwäche und Verführbarkeit belegt werden müsste. Was die Verderbtheit angeht, scheint auch diese eine haltlose Unterstellung zu sein, da nirgendwo anklingt, dass Eva ihrem Mann Schaden zufügen will, indem sie ihm von dem Baum anbietet. Wahrscheinlicher ist es, das sie dieses Angebot aus einem Willen der Großmut machte. Darüber hinaus ist es außerdem unklar, ob Eva von dem Verbot Gottes überhaupt wußte, denn schließlich nannte Gott das Gebot nur Adam gegenüber und zu einem Zeitpunkt als Eva noch gar nicht existierte (2).

Die Folge des Sündenfalls ist für die Frau jedoch eine eindeutige Zuweisung einer unterlegenen Rolle ("Und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, aber er soll dein Herr sein."; 3). Zudem werden beide aus dem Paradies geworfen und die Frau muss künftig unter Mühsal Kinder gebären, während der Mann unter Mühsal nach Nahrung suchen muss. Diese individuell unterschiedlichen Strafen legen gleichzeitig allerdings eine gewünschte Rollenverteilung nahe: die der Frau als Gebärerin (und Hüterin der Kinder) und die des Mannes als Ernährer.

Vergewaltigung

Die Bedeutung der Frau als Sexualobjekt zeigt sich exemplarisch im Buch der Richter. Hier werden ein Mann und seine Nebenfrau, die bei einem alten Mann in dessen Haus untergekommen sind von einem ruchlosen Pöbel umstellt. Daraufhin spricht der alte Mann: "Nicht, meine Brüder, tut doch nicht solches Unrecht! (...) Siehe, ich habe eine Tochter, noch eine Jungfrau, und dieser hat eine Nebenfrau; die will ich euch herausbringen. Die könnt ihr schänden und mit ihnen tun, was euch gefällt, aber an diesem Mann tut nicht solch eine Schandtat." Der Mann schickte darauf tatsächlich seine Nebenfrau zu dem Pöbel, der sich die ganze Nacht über sie hermachte. Als der Mann seine Nebenfrau am nächsten Morgen vor der Tür fand sagte er: "Steh auf! Laß uns ziehen!". Da war die Nebenfrau allerdings bereits tot. (4)

Annähernde Gleichberechtigung bei Paulus

In seinem ersten Brief an die Korinther schreibt der Apostel Paulus zwar: "... der Mann aber ist das Haupt der Frau ..." (5) jedoch sagt er kurz darauf: "Doch in dem Herrn ist weder die Frau etwas ohne den Mann noch der Mann etwas ohne die Frau; denn wie die Frau von dem Mann, so kommt auch der Mann durch die Frau; aber alles von Gott." (6). Insgesamt vermittelt der Absatz subjektiv ein Gefühl von ungefährer Gleichberechtigung unter anleitender Vorherrschaft des Mannes (7). Dieses Gefühl scheint jedoch zu täuschen, denn einige Kapitel später heißt es: "Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen die Frauen schweigen in der Gemeindeversammlung; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie es auch das Gesetz sagt" (8).



Quellen:
Sofern nicht anders angegeben alle Quellen: "Lutherbibel Standardausgabe", Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart, ISBN 3 438 015 609
(1) 1.Mose 3
(2) 1.Mose 2.15 bis 2.22
(3) 1.Mose 3.16
(4) Richter 19.20 bis 19.29
(5) 1.Korinther 11.3
(6) 1.Korinther 11.11 bis 11.12
(7) 1.Korinther 11.1 bis 11.16
(8) 1.Korinther 14.33 bis 14.34