Regeln zur Königswahl

Aus Bibel - Heilige Schrift
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Bestimmt Gott den König?

Falls die Israeliten sich entscheiden, einen König über sich zu setzen, so schreibt Gott vor, dass derjenige König werden soll, den er selbst auswählt. Trotzdem beschreibt Gott anschließend, welche Auschlußkriterien die Israeliten bei der Königswahl beachten sollen. Wozu ist das notwendig?

In seiner Abschiedsrede gibt Mose den Israeliten Anhaltspunkte zur Königswahl (1). Anscheinend haben die Israeliten dabei das Recht zu entscheiden, ob sie überhaupt einen König über sich stellen wollen. Doch wenn sie es "so sollst du den zum König über dich setzen, den der HERR, dein Gott, erwählen wird". Danach führt Mose jedoch eine Liste von Ausschlußkriterien an den geplanten König an. Das klingt zunächst seltsam, denn wenn Gott einen Kandidaten auswählt, dann ist doch zu erwarten, dass dieser Kandidat alle notwendigen Kriterien erfüllen wird. Wozu sollte man den Israeliten dann noch weitere Kriterien vorschreiben?

Eine Möglichkeit ist, dass die Israeliten selbst einen oder mehrere Kandidaten aussuchen und diese dann Gott als König vorschlagen und dass Gott dann einen dieser Kandidaten erwählt. In diesem Fall gibt er den Israeliten lediglich Grundregeln vor, damit sie bei ihrem Kandidatenvorschlag nicht von vornherein ungeeignete Kandidaten finden. Zwar wäre es einfacher, wenn Gott direkt den richtigen Kandidaten suchen und küren würde, jedoch stellt er sein Volk immer wieder vor Prüfungen und Herausforderungen. Nicht zuletzt mussten die Israeliten die Strapazen des Exodus durchleiden anstatt, dass Gott sie auf einer Wolke ins gelobte Land getragen hätte.

Eine zweite ähnlich denkbare Möglichkeit wäre einfach, dass die Erklärung redundant ausfällt. Das heißt, dass in eigentlich unnötiger Weise, vielleicht zur Ausschmückung, der klare Satz "Ich bestimme den Kandidaten" um zusätzliche Erklärungen und Beschreibungen ergänzt worden ist.

Eine dritte Möglichkeit wäre zu befürchten, dass Mose oder der Autor des Buches oder ein späterer Übersetzer oder Kopierer die Worte einfach nur falsch verstanden oder wiedergegeben haben. In diesem Fall wäre es spannend zu wissen, ob es sich dabei um ein Versehen oder um Absicht gehandelt hat. In jedem Fall wäre dies ein Schlag für die Glaubwürdigkeit der Bibel. Im Falle einer Absicht würde die Bibel dabei zusätzlich als Mittel zur Beeinflussung der weltlichen Macht missbraucht worden sein.



Quellen:
Sofern nicht anders angegeben alle Quellen: "Lutherbibel Standardausgabe", Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart, ISBN 3 438 015 609
(1) 5.Mose 17.14 bis 17.20