Sünden des Bileam

Aus Bibel - Heilige Schrift
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Was war die Sünde des Bileam?

Als Bileam von König Balak gerufen wurde, um die Israeliten vor Jericho zu verfluchen, hielt er Rücksprache mit Gott und weigerte sich auf Geheiß Gottes (1). Als er abermals gebeten wurde, hielt er wieder Rücksprache und diesmal gebot ihm Gott, mitzugehen (2). Trotzdem war Gott zornig, dass er loszog und schickte einen Engel, um Bileam aufzuhalten (3) und dieser Engel setzte Bileam zu, weil das Maultier von Bileam vom Weg abschreckte. Erst als sich Bileam vor dem Engel niederwirft und bekennt, gesündigt zu haben, darf er weiter ziehen (4). Doch worin bestand eigentlich die Sünde Bileams?

Der Zorn Gottes "entbrannte darüber, daß er hinzog" (3). Die Frage ist da, ob sich dieser Zorn auf die Tatsache an sich bezieht oder aber auf Bileam. Vom Wortlaut her scheint ersteres der Fall zu sein. Doch vielleicht bezog sich der Zorn ja auch (zumindest indirekt) gegen Bileam. Doch was hatte dieser falsch gemacht?. Er hatte jedesmal vor der Abreise Gott befragt und beim zweiten Mal sagte Gott "so mach dich auf und ziehe mit ihnen; doch nur was ich dir sagen werde, sollst du tun." (5). Diesem Gebot folgte Bileam und hat dabei auch nicht gegen den Gebotszusatz verstoßen, da dieser erst in der Zukunft zum Tragen kommt.

Bleibt die vage Vermutung, dass Bileam vielleicht im Geist gegen Gottes Willen verstoßen hat, denn schließlich hat Gott die reise beim ersten Mal verweigert und nun fragt Bileam wie ein ungehöriges Kind noch einmal, um die bereits verweigerte Zustimmung einzuholen. Doch wenn man die Reise und die Prophezeiungen Bileams in der Folge betrachtet, wird er die Israeliten dreimal segnen und nicht verfluchen und so den Plan Balaks ins Gegenteil verkehren. Es scheint also zumindest nachträglich in Gottes Interesse gewesen zu sein, Bileam ziehen zu lassen. Und selbst wenn die erste Verweigerung insgeheim noch auf die zweite Anfrage ausgestrahlt hätte, ist Bileam durch den klaren Auftrag bei der zweiten Anfrage in einem Dilemma, denn wäre er nicht losgezogen, hätte er gegen Gottes Gebot loszuziehen verstoßen. Möglicherweise bestand die Verfehlung darin, ein zweites Mal gefragt zu haben. Doch warum hat Gott ihm dann das zweite Mal geantwortet und ihm sogar den Auftrag erteilt, zu reisen?

Während der Reise sieht Bileam den Engel, der ein bloßes Schwert in seiner Hand trägt, zunächst nicht. Aber die Eselin, auf der Bileam reitet, sieht ihn und versucht, ihm auszuweichen. Dabei verletzte sich Bileam an einer Mauer und ihm musste es so scheinen, als triebe die Eselin Mutwillen mit ihm. Und so schlug er sie, als sie vom Weg abkam, als sie ihn gegen eine Mauer drückte und als sie sich schließlich vor dem Engel niederkniete. Erst dann öffnete Gott Bileam seine Augen, dass auch er den Engel sehen konnte (6). Welches Fehlverhalten kann man Bileam hier anlasten. Sicherlich zeigte er sich zähzornig gegen seine Eselin, doch hatte diese ihm immerhin auch Anlaß zu diesem Jähzorn gegeben. Die Schläge gegen sie, zeugen sicherlich nicht von tadellosem Verhalten, doch eine Sünde sind sie wohl kaum. Und die Tatsache, dass Bileam den Engel zuerst nicht gesehen hat, scheint auch nicht Bileams Schuld zu sein, denn es steht vermutlich allein in Gottes Macht, ob er in der Lage ist, den Engel zu sehen oder nicht. Zudem können weder die Schläge noch das Nichterkennen des Engels der Grund für den Zorn sein, der ja bereits vorher stattgefunden hat und erst der Auslöser für die Aussendung des Engels war. Dennoch wäre Bileam ohne das Ausweichen der Eselin getötet worden (7).

Möglicherweise hat Bileam aber gegen ein ganz anderes Gebot verstoßen und sich versündigt, obwohl das in dem untersuchten Abschnitt nicht thematisiert ist. So kommen die Gesandten beim ersten Mal und "hatten den Lohn für das Wahrsagen in ihren Händen". Anscheinend war die geforderte Dienstleistung also Wahrsagerei (8). Diese hätte Bileam jedoch bereits ablehnen müssen denn es heißt "Ihr sollt nicht Wahrsagerei noch Zauberei treiben" (9). So sehnlich Balak aber nach Bileam schickt, scheint dieser ein sehr berühmter Wahrsager zu sein.



Quellen:
Sofern nicht anders angegeben alle Quellen: "Lutherbibel Standardausgabe", Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart, ISBN 3 438 015 609
(1) 4.Mose 22.10 bis 22.13
(2) 4.Mose 22.20 bis 22.21
(3) 4.Mose 22.22
(4) 4.Mose 22.31 bis 22.35
(5) 4.Mose 22.20
(6) 4.Mose 22.23 bis 22.31
(7) 4.Mose 22.33
(8) 4.Mose 22.7
(9) 3.Mose 19.26